Samstag, 28. Juni 2014

Murdered: Soul Suspect - Review

Sam Wheat: It's amazing, Molly. The love inside, you take it with you. See ya.
Molly: See ya. Bye.
(Ghost: Nachricht von Sam)

Wie wäre es mit... Geister-Tölpel?
(Marge Simpson)


Was haben Murdered: Soul Suspect und der oben zitierte Neunzigerjahrefrauenfilm gemeinsam? In beiden latschen ausdrucksschwache Geistertypen durch die Gegend, fuhrwerken in den Angelegenheiten der Lebenden herum und lassen den Spieler respektive Zuschauer mit dem schaurigen Gefühl zurück, ihre Lebenszeit vertan zu haben. Dabei hatte ich mich als Freund von ruhigeren, eher auf Story und Charakterzeichnung fokussierten Games auf den digitalen Thriller im Vorfeld total gefreut. Die originelle Grundidee: ihr sollt euren eigenen Mord aufklären. Der Protagonist - den ich an dieser Stelle, weil ich seinen Namen so dämlich finde, Patrick Swayze taufe - wird gleich zu Spielbeginn unsanft aus einem Fenster gekickt, prallt auf dem Asphalt aus und bekommt von seinem Angreifer dann noch ein bisschen dekoratives Blei in den Torso gepumpt. Herr Patrick staunt nicht schlecht, als er entkörperlicht auf seinen blutenden Leichnam glotzt und den Tatort überprüfende Bullen einfach so durch ihn hindurch laufen. Als in einer Welt zwischen Leben und Tod gefangener Geist spukt ihr künftig durch Salem - yup, das ist da, wo ein paar Puritaner-Amis mal einen Haufen Frauen als Hexen tituliert und sie auf Scheiterhaufen erwärmt haben - und versucht, die Identität eures Killers zu lüften.


Das Gameplay dreht sich um Untersuchungen, vergleichbar mit denen aus Rockstars L.A. Noire oder auch denen aus Condemned (welches ansonsten aber blutige Action in den Vordergrund stellt). Zusammen mit Demi Moore töpfert Patrick Swayze sich durch Tatorte, wobei sich beide schrecklich nah kommen, bloß dass Sam keinen Körper hat, Demi aber Bedürfnisse. Wie soll ein Geisterpenis diese nur befriedigen? Sekunde, falsches Medium. Neuer Anlauf: Swayze schnüffelt sich durch das Salem der Neuzeit und sammelt an Tatorten Hinweise. Findet sich auf einem Innenhof beispielsweise eine von einer Statue zerquetschte Dame, müsst ihr kombinieren, wie die Gute unter die Trümmer kam. Akribisches Betrachten der Verbrechensorte resultiert in einer Vielzahl einzelner Hinweise, die ihr dann am Ende jeweils in die richtige Reihenfolge bringen sollt. Dieser Hauch Adventure ist leider plump und wenig flexibel umgesetzt. Wo ihr in L.A. Noire zahlreiche Möglichkeiten habt, auszufragen, zu untersuchen und letztlich auch falsch zu liegen, gibt es in Murdered stets nur einen Weg.


Außerhalb der Fälle stiefelt Patrick Swayze durch ein völlig leblos wirkendes Salem der Gegenwart. Eine echte - jetzt kommt's - Geisterstadt, was ironisch ist, da Patrick zwar hier und da Kumpelgeister trifft, aber der Großteil der NPCs zu den Lebenden gehört. Der Schauplatz imponiert weder gestalterisch noch grafisch. Dröge 0815-Szenerien wie ein Friedhof, eine Kirche oder ein Museum mit einer - natürlich - Ausstellung über die Hexenverfolgung Ende des 17. Jahrhunderts gähnen euch aggressiv ins Gesicht. Grafisch ist das bestenfalls als mau zu bezeichnen, einzig die Farbgebung mit den dominanten Orange- und Blau-Tönen gibt der Optik von Murdered etwas Besonderes. Abseits der Haupthandlung um den mysteriösen Bell-Killer, dessen Mordhandwerk übrigens völlig vorhersehbar mit den Salem Witch Trials der Vergangenheit zu tun hat, hilft Patrick Swayze in Nebenmissionen Geister-Tölpeln aus. die in der Patsche sitzen. Da ist dieser Typ, der bei einem Autounfall umkam und nicht mehr weiß, wer gefahren ist. Nun macht er sich einen Kopf, ob er vielleicht besoffen gefahren ist und seine dämlichen Freunde in einen vorzeitigen Tod geschleudert hat. Blöd nur, dass Square Enix für die Gesichtsanimationen wohl Nino de Angelo verpflichtet hat, Salem wirkt nämlich wie die Hauptstadt der Gesichtslähmung. Dazu gesellen sich Sprecher, die im englischen Original schon so klingen, als wären sie zwischen zwei Beerdigungen mal eben ins Tonstudio gehuscht. Da will man gar nicht wissen, wie das in der deutschen Fassung erst klingen muss. Schlecht geschriebene Dialoge komplettieren die schaurige Offerte - hatte ich schon erwähnt, dass Figuren mitunter beim Sprechen nicht mal die Lippen öffnen? Es beantwortet sich wohl von selbst, wie viel Bock ihr habt, euch in die spannenden Nebenmissionen zu stürzen.


Seine uninspirierte Inszenierung und die fade Adventure-Spielmechanik versucht Murdered dann traurigerweise noch mit so was wie Action/Thrill aufzupeppen. Ab und zu spuken ein paar Fiesi-Dämonen durch Salem und ziehen Patrick Swayze in ihre Mumbo-Jumbo-Gruselwelt. Wahrscheinlich, weil sein Gesicht so schön ist. Der Hollywood-Frauenschwarm kann das verhindern, indem er mit seiner paranormalen Energie eine Welle erzeugt, die aus irgendeinem Grund nahe Raben zum Krächzen bringt. Vielleicht bringt das Pulsieren ihre Kitzler in Wallung (haben Raben Kitzler?) Wie dem auch sei, die gefiederten Früchtchen machen dann totalen Rabatz. Weil in den Dämonen bestimmt die Seelen verstorbener Rentner stecken, die im Leben stets spielende Kinder angebrüllt haben, gehen die Geister-Tölpel dann los, um den Krach zu unterbinden. So geht's schließlich nicht in der Geisterwelt. Patrick Swayze schickt die Doofis dann per Quicktime-Event in die Hölle. Oder einen anderen schrecklichen Ort - vielleicht eine Videothek, in der sämtliche Filme mit Patrick Swayze einfach IMMER ausgeliehen sind.


Ach ja, wenn ihr jetzt denkt, ach, das klingt ja alles doof, aber vielleicht ist die Story ja gut: nö, ist sie nicht. Die Story entfaltet sich furchtbar langsam und der Protagonist kommt nach 2/3 der Spielzeit auf Dinge, die dem Spieler schon nach kurzer Zeit klar sind. Die Identität des Killers ist dann völlig willkürlich und das Finale des Spiels ein Witz. Selbst die Töpfer-Szene zwischen Patrick Swayze und dieser gealterten Tussi aus Striptease bietet mehr Nervenkitzel. Zur Ehrenrettung: an manchen Stellen im Spiel beseelt ihr eine Katze, klettert mit der Fassaden hoch oder kriecht durch Lüftungsschächte. Die Katze kann auf Knopfdruck maunzen.

Unterm Strich so
Kennt ihr das, wenn Leute sagen: hach, ist das schaurig-schön? Murdered: Soul Suspect ist schaurig-scheiße. Und hat einen der dümmsten und peinlichsten Untertitel, den je ein Videospiel tragen durfte. Ich schlage einen neuen vor: wie wäre es mit "Geister-Tölpel"?

Soll ich das spielen? nö mit ö.

Womit soll ich dann spielen? Mit deinem Geschlechtsteil. Wenn das irgendwann schmerzt, dann mit L.A. Noire. Von mir aus auch Condemned, das rückt aber Horror, Action und Suspense in den Vordergrund, ermittelt wird da nur ab und an.

Bestes Element: Der Miau-Knopf. Ihr könnt eine Katze steuern und sie auf Tastendruck maunzen lassen. Im Ernst, wieso bauen die Entwickler so was Geiles ein und verkacken dann den Rest?

Schlechtestes Element: Alles, was nicht der Miau-Knopf ist.

gespielt auf Playstation 4