Montag, 28. September 2015

Kameo: Elements of Power REVIEW

Woran denkt ihr, wenn ihr an Rare denkt? GoldenEye, wahrscheinlich. Perfect Dark, Donkey Kong Country, Banjo-Kazooie. Im Gegensatz zu diesen immer wieder genannten Klassikern ist Kameo vergleichsweise in Vergessenheit geraten. Und das total zu Unrecht. 



Bevor Microsoft Rare geschluckt hat, sollte das Muss-man-einfach-Liebhaben-Action-Adventure auf dem GameCube erscheinen. Irgendwie ein System, das viel besser als die Xbox 360 zu Kameo passt. In Kameo gerät man mitten hinein in den tausendfach erzählten Clash von Gut und Böse – irgendwas mit Orks und Elfen. Nicht so wichtig. Wichtiger: Kameo bringt diese typische Rare-Verschrobenheit mit, irgendwie ist hier fast jede Figur ein komischer Kauz. Wer sich Zeit nimmt, beobachtet Elfen-Ritter-Wachen-Typen dabei, wie sie albern zu doofer Jukebox-Musik tänzeln. Neben Dancemoves hat Kameo Formwandlung zu bieten – Kameo verwandelt sich einen Wasser-Blob, einen feuerroten Drachen (er heißt Ash – keck, was?), eine Pflanze mit Boxhandschuhen, einen stacheligen Felsenkerl und, und, und. Durch die Spezialfähigkeiten der Elementarkrieger gewinnen Kameos Kämpfe mit drolligem Troll-, Ork- und anderem Gesocks an spielerischem Reiz und erhalten enormen Charmefaktor – es macht einfach Spaß, als Major Ruin Trolle in Kugeln Klippen herabzuschießen (hat was vom Morph-Ball-Gameplay in Metroid Prime) oder mit Chillas Eiszapfen Ork-Bogenschützen in der Distanz einzufrieren. 



In klassischer Action-Adventure-Manier nutzt man die neuen Fähigkeiten, um tiefer in die Fantasy-Welt einzudringen. Plötzlich kann man über zuvor unpassierbare Pfade gehen, Felsgeröll wegsprengen oder sich an eigentümliche blaue Pflanzen haften, um Abgründe zu überwinden. Verbunden sind die Wald-, Winter- und Lava-Gebiete durch eine seltsam charmearme Oberwelt, in der die ganze Spieldauer über eine epische Schlacht stattfindet – wie Lord of the Rings in kitschig und kindisch. Manchmal muss man in dieses Helms-Klamm-Gehampel eingreifen und gigantische Katapulte schrotten. Na gut, das hätte Rare sich irgendwie auch sparen können. Trotzdem ist Kameo ein verdammt großartiges Action-Adventure und einer der ganz großen Rare-Titel. Liebevoll, mit einem im besten Sinne verspielten Gameplay, liebenswürdigen Charakteren, tollem Design, einem verträumten, grandiosen Soundtrack, facettenreichen Kämpfen und famosen Endgegnern. Es könnte länger sein, aber hey, wen stört das, wenn das, was man bekommt, derart formvollendet, eben Rare ist? Und wenn man fertig ist, kann man ja immer noch Starfox Adventures rauskramen.