Ein Spukhaus ist in seinem Kern wie ein Horrorfilm: es versucht mit Hilfe von Tricks, Angst in uns hervorzurufen. The Houses October Built dreht sich um Kerle, die Spukhäuser lieben und weg wollen von den Disney-gerechten Haunted Houses, wie man sie überall findet, die auf der Suche sind nach der ultimativen Erfahrung von Angst. Der Film eröffnet mit einem Zitat eines Typen, dessen Namen ihr wahrscheinlich noch nie gehört habt. “I'm not afraid of werewolves or vampires or haunted hotels, I'm afraid of what real human beings to do other real human beings" nach Walter Jon Williams, einem Sci-Fi-Ami-Autoren. Die Handlung um einen Haufen Typen und ein Chick, die in einem Trailer auf der Suche nach besonders abgefahrenen Spukhäusern durch die USA gurken, ist ähnlich dünn wie die Gerippe der Plastik-Skelette, welche Letztere beheimaten. Bis auf diese in einen Satz passende Beschreibung muss man eigentlich nur noch wissen, dass der Handlungsverlauf der Zuschauer-Erwartung exakt entspricht. In der Exposition funktioniert das Konzept noch okay, obwohl einem die Haunted-House-Fanatiker von der ersten Sekunde an total egal sind. Figurenzeichnung, relevante Konflikte sucht man ebenso vergebens wie spinnenwebenfreie Ecken in einem Spukhaus. Dafür funktioniert die Inszenierung des Found-Footage-Road-Movies überwiegend gut. Während die gesichtslose Bande (einer hebt sich dadurch ab, dass er dick ist; dick und lustig; wo haben wir das schon mal in einem Film gesehen?) durchs Land tingelt, wetzen sie erwartungsgemäß durch diverse Gruselhütten voller kostümierter Erschrecker (wie üblich meist Clowns; was auf den Straßen Frankreichs funktioniert, sollte man nicht antasten). Während man sich im ersten Drittel des Films noch über die ansehnlichen Set-Pieces (an einer Stelle darf die Bande Paintballschießen auf Zombies machen. wundervoll!) freut und geflissentlich übersieht, dass die Charaktere null Prozent ausgearbeitet sind und sich an der Story neben dem völlig Vorhersehbaren nichts tut, werden letztere strukturelle Schwächen dem Film aber mit zunehmender Laufzeit zum Verhängnis.
Im Zuge ihrer Nachforschungen stoßen sie natürlich auf eine sagenumwobene Erschrecker-Bande. Die Typen (The Blue Skeleton) genießen in der Erschrecker-Szene (lustiges Wort) den Ruf, Grenzen zu überschreiten. Okay, und logischerweise geraten unsere identitätslosen Helden dann im letzten Abschnitt des Films in die Fänge der Blue Skeletons. Da ist man bereits gelangweilt, nachdem nach der Exposition dann irgendwie nicht viel kommt (ein paar halbherzige Scares, ein paar nette Set-Pieces, diverse maskierte Spukhäuser-Psychos, die einfach da stehen, die Gruppe anstarren und sie scheinbar stalken). Daraus hätte man eine mit perfider Originalität gespikte, die Zuschauerpsyche in einem Säurebad zersetzende Torture-Show machen können. Man hat sich aber dagegen entschieden und sich gedacht, man könnte ja auch einfach einen belanglosen Horror-Humbug als Endteil wählen. Das Ende (also das Ende-Ende) wirkt komplett uninspiriert und schneidet ins strukturelle Fleisch des Films. Gedärme, sadistische Ausschweifungen? Leider nein. In diesem Fall muss ich tatsächlich "leider" sagen, denn der komplette Film arbeitet auf die Idee einer ultimativen Erfahrung von Furcht hin. Wäre The Houses October Built selbst ein Spukhaus, würde einen das Filmteam in entgegengesetzter Richtung durch seine Räumlichkeiten führen und einem zuerst den geilen Scheiß zeigen, bevor einem dann am höchsten Spannungspunkt die Toiletten gezeigt werden und man sich in eine Warteschlange am Eingang stellen muss.
Spukig sweet: Die Psycho-Tussi mit der Maske, die mitten in der Nacht vorm Trailer unserer Helden steht. Diese bitten sie aus mir unerfindlichen Gründen in den Wohnwagen herein. Sie sitzt dann da, sagt kein Wort, schreit zweimal lustig und geht wieder. Schön!
Spooky blödi: So viel verschenktes Potenzial. Der Film ist wie ich in einem Süßigkeitenladen und will alles, was in Geschmacklosigkeit resultiert.
Ich gebe 2,5 von 5 spukigen Spukhäusern.
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